Montag, 15. August 2011

Nummer neun der Welt muss Platz im Bus suchen

Gestern ging es mit dem Mannschaftswettbewerb weiter. Unsere Herren bestritten das Achtelfinale gegen Ungarn.­ Das Los hätte ein wenig dankbarer sein können, schließlich war Deutschland an Position drei gesetzt. Gegen die stark aufspielenden Ungarn wurden sie ihrer Favoritenrolle nicht gerecht und verloren unglücklich mit 3:1. Allein Lennart konnte sein Spiel knapp im Entscheidungssatz gewinnen. Alex verlor sein Spiel 3:0. Das Doppel mit Lennart und Hermann ging ebenfalls wie Hermanns Einzel mit 3:1 verloren.
Leider konnte ich die Männer nur aus der Ferne anfeuern. Ihre Niederlage wird aber nicht an meiner Abwesenheit gelegen haben, denn es gab genügend chinesische Zuschauer, auch wenn die 13 000 Plätze große Halle noch nicht voll war, die eifrig mitfieberten und bei längeren Ballwechseln, „hohe Bälle schießen“ mögen sie besonders gerne, lauter „Aaahs“ und „Ooohs“ von sich gaben. Geklatscht wurde dann egal für wen in jedem Fall. Nun, ich konnte mir das Spiel von der anderen Tribünenseite anschauen, weil eine strenge Platzordnung herrscht. Es gibt extra einen Block für die Teilnehmer, die restlichen Blöcke sind für die Zuschauer reserviert. Auch wenn es Massen an Plätzen gibt, dürfen die Zuschauer nicht im Teilnehmerblock und umgekehrt sitzen, keine Chance. So streng wie die Sitzordnung ist auch der Ein- und Ausgang in bzw. aus der Halle organisiert. Man darf nur in eine Tür rein- und durch eine andere auf der gegenüberliegenden Seite wieder rausgehen. In die Halle gelangt man nur wenn man ein Spiel hat. Dafür müssen sich alle Spieler, Trainer und Schiedsrichter in einer Reihe aufstellen und dann so in die Halle einmarschieren. Jeder Spieler wird vorgestellt und außerdem gibt es an jedem Tisch zwei riesengroße elektronische Anzeigen, auf denen noch ein Mal der Name, das Land und der Spielstand zu sehen sind. Gespielt wird an 14 Tischen, manchmal sogar an weniger, wie gestern im Achtelfinale natürlich nur an acht. Wie man merkt, kann auf gar keinen Fall ein Durcheinander entstehen.
Bereits heute fing der Einzelwettkampf an. Meine Gegnerin kam aus der Mongolei. Ich gewann 3:0 mit 11:8, 13:11 und 11:5. Jedoch war mein Spielen, milde ausgedrückt, nicht so der Renner. Es ist nicht einfach in solch einer großen Halle zu spielen. Aber für das erste Spiel war es in Ordnung. Morgen geht´s schon um den Gruppensieg um 10.30 Uhr gegen Macau (China) weiter.

Alex gewann heute sein Spiel ebenfalls mit 3:0 gegen einen US-Amerikaner. Hermann gab nach einer 2:0 Führung das Match noch aus der Hand und verlor hauchdünn mit 11:9 im Entscheidungssatz gegen einen Australier.
Während der Männerspiele verbrachte ich die Zeit auf der Spielertribüne in netter Gesellschaft. Ich unterhielt mich fast eine Stunde lang mit einer Libanesin; lange Kleidung, Kopftuch (in der Halle). Sie erzählte in sehr gutem Englisch von ihrem Land, ihren vielen Verwandten auf der ganzen Welt und meinte, dass ich am Tisch zwar nicht so schnell sei, dafür einen „good style“ habe. Sie studiert etwas eigentlich typisch deutsches, „irgendwas mit Medien“.
Eingespielt habe ich mich übrigens mit einer Lettin ;-).
Noch eine Situation, die mir gut in Erinnerung geblieben ist:
Als ich gestern Abend in den Bus Richtung Universiade-Dorf einstieg, saßen die Franzosen bereits vorne drin. Die Sitze vor ihnen waren mit ihren Taschen belegt und einige von ihnen saßen außen und hatten weitere Taschen neben sich. Als weitere Personen einstiegen, haben sie auf Nachfrage ihre vorderen Taschen weggenommen, es blieben also noch die Taschen am Fenster neben ihnen. Zuletzt stieg die chinesische Mannschaft mit Trainern und dem Top-Star Xu Xin (Nummer neun der Welt) ein. Der Bus war rappelvoll. Unsere geographischen Nachbarn machten keine Anstalten jemandem von ihnen Platz zu machen, sodass Xu Xin sich ohne eine saure Miene zu verziehen einen Platz irgendwo in den hinteren Reihen suchen musste. Einer der Chinesen, der einen Platz in der Nähe der Franzosen gefunden hatte, versuchte mit seinem iPhone 4 zu telefonieren. Sein Telefonat ging in dem etwas lauteren Gespräch der Franzosen unter…
Zum Schluss noch das versprochene Foto mit der Fackel im Universiadedorf. 


Viele Grüße aus Shenzhen,

Katharina



1 Kommentar:

  1. Hi Kathi & Co., nobody is perfect- der Chinese wohl schon. Deine eingestellten Pics von der Eröffnungsfeier sind wirlich glamourös und impossant. Da lacht das Sport(Universiade)herz und die Emotionen prickeln (ja, schon beim betrachten) - eben Boomtown Shenzhen. Danke für Deine wirklich detailierten Informationen und Ausführungen, insbesondere über den Überpefektionismus im Reich der Mitte...-ist doch ziehmlich kurios und irgendwie unvorstellbar.
    Mach weiter so- sehr aufschlussreich.
    Bisschen bitter mit Alex, Hermann und Lennart gegen die Magayaren, aber Kopf hoch- nach jedem Tief kommt garantiert ein Hoch. Vielleicht war doch der Druck zu hoch in den eigenen Erwartungen...In den Einzeln scheint es ja besser zu laufen...
    Guter Einstand für den ersten Tag für Dich- nicht zaudern- jetzt geht`s stetig vorwärts...Ich drücke Dir für morgen die Daumen (tue ich natürlich auch für den Rest) gegen Macau...Zeige, das Du KA.MI.CAT.ZE bist und an die ganze TT-Crew: Denkt an Stolz & Ehre in Schwarz+Rot+Gold!
    Schöne Grüße aus dem verregneten OWL

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