Montag, 22. August 2011

Viel zu sehen



Die letzten Tage verbrachten wir ohne Tischtennis.
Nachdem die Finals vorgestern zu Ende gegangen waren, wurden die Tische abgebaut und es fährt auch kein Shuttlebus mehr in das Shenzhen Bay Sports Center. Xu Xin gewann wie erwartet gegen seinen Landsmann Yan An.
 

Bei den Frauen siegte Rao Jingwen (Nummer 88 der Weltrangliste) gegen Fan Yin (Nummer 19 der Welt). Die Halle war komplett ausverkauft, nur war die Stimmung nicht ganz so gut, da jeweils zwei Chinesen gegen einander spielten und das Spiel der Herren zudem mit 4:0 ausging.
Alle Kameras auf den Tisch gerichtet
Nun, auch hier im Tischtennis war China das dominierende Land, gefolgt von Japan. Da fragt sich manch einer, wie so etwas bei einer Universiade möglich ist. Dass die Chinesen beim Erwachsenensport die besten sind, wissen sogar Nicht-Tischtennisspieler. So trainieren sie sicherlich härter und mit einem höheren Trainingsaufwand als die meisten Europäer. Ohne es pauschalisieren zu wollen, liegt die Vermutung nahe, dass nicht alle tischtennisspielenden Chinesen so gewissenhaft studieren wie z.B. die Tischtennisspieler aus Europa. Aber auch hier gibt es Ausnahmen. 
Durch meine Trainingsaufenthalte in China habe ich viele chinesische Landsleute kennenlernen können, da ich mit ihnen zwei bis drei Mal täglich in der Halle am Tischtennistisch stand. So war es den chinesischen Tischtennisspielern gar nicht möglich überhaupt die Schule regelmäßig zu besuchen. So wie ich es mitbekommen habe, gingen die Tischtennisspieler nur einige wenige Jahre zur Schule, um sich besser auf den Sport konzentrieren zu können. Deshalb erscheint es mir für sie als sehr schwierig bis fast unmöglich neben dem Sport noch regelmäßig die Universität zu besuchen. Vergleichen könnte man die hier spielenden chinesischen Tischtennisspieler ein bisschen mit Sportlern wie Dirk Nowitzki, Sebastian Vettel oder Timo Boll. Bei diesen dreien wäre es ja auch kaum denkbar, dass sie die „Universitätsbank“ drücken, aber in China ist, wie man bereits festgestellt hat, alles vorstellbar. Nichtsdestotrotz haben die chinesischen Tischtennisspieler eine super Leistung gezeigt, so gut, dass sich die drei Chinesen Yan An, Fang Bo und Xu Xin mitten in der Nacht einen Snack bei McDonald´s gönnten. So entstand dann um 4:10 Uhr nachts folgendes Bild:





In den beiden letzten Tagen sind wir zu der Feier der Russen in einem nahegelegenen Hotel gegangen. Als Vorgeschmack auf die nächste Universiade, die in Russland in der Stadt Kazan stattfindet, lädt die russische Delegation alle Nationen zu sich ein. Dort kann man kostenlos essen und trinken und sogar umsonst in die ganze Welt telefonieren. Später findet jeden Tag eine Party bis halb 2 Uhr nachts statt. Leider machen hier alle Clubs bereits um 2 Uhr nachts zu, sodass es sich nur noch anbietet gemeinsam in den Essenssaal zu gehen und bei McDonald´s oder so zu essen. Nachts geschehen immer die lustigsten Dinge. Es wird z.B. spontan und länderübergreifend gesungen, geklatscht oder auch mal auf Tischen getanzt. Die Chinesen sind dann „ein wenig“ über die Feierkultur ihrer Gäste verwundert, andere sind sehr amüsiert und zücken ihre Fotoapparate und Videokameras.

In den letzten Tagen habe ich weiterhin fleißig andere Sportarten besucht und die deutsche Mannschaft tatkräftig angefeuert. Leider haben die deutschen Basketballer am Ende doch ziemlich deutlich mit 77:55 gegen die starken Serben, die heute das Finale bestreiten, verloren. Gestern war ich ein weiteres Mal in dem Leichtathletikstadion direkt vor unserem Universiadedorf.




Die Stimmung war unglaublich, denn das 60 000-Mann-Stadion war so gut wie ausverkauft. Wir als Sportler konnten in der ersten Reihe sitzen und u.a. die Finals der Hochspringerinnen und der 4x400 Meter Herrenstaffel anschauen. Während der Siegerehrung in allen Sportarten wird übrigens nicht die Nationalhymne des Siegerlandes gespielt, sondern immer die Hymne der Universiade. Bei Dunkelheit zeigt das Stadion seinen besonderen Reiz, denn es leuchtet in vielen verschiedenen Farben.  
Der eigentlich sehr kurze Rückweg gestaltet sich sodann meist doch etwas länger, weil alle ein paar Meter die Chinesen angelaufen kommen und Bilder mit dir machen wollen. Bleibt man schließlich für ein paar Sekunden stehen, werden daraus oft gleich mehrere Minuten, weil auch andere chinesische Einwohner glauben die Gunst der Stunde ergriffen zu haben, weil sie ja meinen einen Superstar vor sich stehen zu sehen, und unzählige Fotos mit einem machen wollen. 
Und so geht es dann die ganze Zeit weiter, alle paar Meter freudige Chinesen, die einem „Sorry, can we take a picture?“ zurufen.



 
Gestern Mittag war ich außerdem mit einer Schwimmerin und einem Schwimmer in dem Themenpark „Window of the World“, der als eine bekannte Shenzhener Sehenswürdigkeit gilt. Dort lassen sich originalgetreu nachgebaute berühmte Bauwerke und Sehenswürdigkeiten aus der ganzen Welt bestaunen.
Vom Taj Mahal und dem Colosseum von Rom über den Kölner Dom und den Schiefen Turm von Pisa bis hin zum riesengroßen Eiffelturm und den ägyptischen Pyramiden gab es jede Menge zu besichtigen. Der Park war bereits gestern aus Sicherheitsgründen wegen der morgigen Abschlussfeier für die Normalbevölkerung gesperrt. Stattdessen bekamen wir abgesehen von den nachgeahmten Sehenswürdigkeiten tausende von Volontärs zu sehen.   
Morgen findet dort auch die Abschlusszeremonie statt.










Bis dahin,
Katharina


1 Kommentar:

  1. Hallöchen Katharina,

    im Tischtennissport bleibt alles wie gehabt- China ist eine Übermacht (das muss man anerkennen). Du magst vielleicht Recht haben, aber ich glaube durchaus, dass der Chinese bzw. die Chinesin eine besondere Gabe der Selbstdisziplin und des Überehrgeizes in den Genen hat...
    Ein Bild für die Götter- Du zwischen den etwas irritiert wirkenden Chinesischen Youngstars...
    Wiedermal exemplarische Pics für die künstlerische Kreativität der Asiaten (Themenpark- wäre ich auch gerne!).

    So und jetzt werde ich Dich und alle anderen TT-Experten nicht mehr mit meinen Comments nerven...

    Ciao und danke für die umfangreiche Berichterstattung. Vielleicht sieht man sich ja mal: irgendwie, irgendwann, irgendwo...
    me

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